Als wir als diesjährige Deutsche Meister in der Jugendklasse Teeny zur diesjährigen Meisterschaft der Meister nach Hamburg eingeladen wurden, fühlten wir uns sehr geehrt, hatten aber auch großen Respekt vor unseren Gegner*innen wie etwa den Tempest-Weltmeistern, den U17-Weltmeisterinnen im 420er oder dem J70-Team der Women Sailing Champions League. Hinzu kam, dass wir dort alle auf einer J70 segeln sollten, doch kannten wir das Boot überhaupt noch nicht. Gesegelt werden durften dann entweder zu viert (Jugendliche oder Frauen) oder zu dritt. Sollten wir es wirklich wagen?
Wir beratschlagten uns mit unseren Trainerinnen Sophie und Sabrina sowie mit Paul, dem Teeny-Trainer und J70-Segler vom PSB. Er bot uns ein Probetraining auf der J70 des PSB sowie Unterstützung an. Nach dem Training (sogar ein Begleitboot war organisiert!) war uns sofort klar: Wir drei sind ein gutes Team, wir melden uns an.
In Hamburg konnten wir dann – nicht zum ersten Mal in diesem Regattajahr – bei Sabrina übernachten. Am Samstag ging es dann nach dem Skippers-Meeting beim Hamburger Segel-Club an der Außenalster im Format eines für uns ungewohnten Umpired Fleetrace los: Zwölf Flights mit je drei Rennen zu je sieben Booten. Insgesamt nahmen 21 Teams teil, eine Wettfahrt dauerte etwa 15 Minuten. Die Zusammensetzung der 36 Wettfahrten wurde ausgelost. Wir segelten fast jedes Mal auf einem anderen Boot gegen unterschiedliche Segler*innen. Wir mussten aufpassen, wann wir auf welchem Boot dran waren, und wurden dann vom Steg zur Übergabe des Bootes auf dem Wasser gebracht. Der Chief-Umpire schärfte uns ein, dass sehr auf die von der Segelbundesliga geliehenen Boote aufpassen sollten, da sie sehr schnell, teuer und empfindlich seien. Das minderte unsere Aufregung nicht unbedingt …
Beim dritten Race ging es dann auch für uns bei Regen und bescheidenem Wind von max. 9 Knoten los. Langes Einsegeln war nicht drin, die Rennen folgten direkt aufeinander. Der Start gelang uns ganz gut, raumschots klappte alles bestens mit dem Gennaker. Wir entschieden uns für einen anderen Kurs als die Anderen und kamen als Erste durchs Ziel. Wir konnten es kaum glauben. Was für ein Start!
Wenig überraschend ging es so leider nicht weiter. Wir segelten aber konzentriert und mit Spaß bis Einbruch der Dunkelheit alle unsere Rennen. Sieben Flights schafften wir bis zum Abend. Da lagen wir insgesamt auf dem 17. Platz und waren sehr zufrieden. Denn angesichts der hochkarätigen Konkurrenz war unser Ziel gewesen, möglichst ein Team hiner uns zu lassen.
Am Sonntag kam dann Sonne raus bei 12-15 Knoten Wind, in Böen bis zu 32. Wir starteten bei besten Segelbedingungen mit einem 2. Platz! Bei unserem neunten Race verzichteten wir als Einzige wegen des stark auffrischenden Windes und unseres leichten Gewichts auf den Gennaker. Eine weise Entscheidung. Einige Boote machten wenig einen Sonnenschuss und lagen flach. Wir ersegelten einen 4. Platz. Lotte musste manchmal die Pinne sogar mit zwei Händen halten, Mina hängte sich über Bord, was das Zeug hielt, Paul unterstützte, wo es gerade am nötigsten war. Nach einer Startverschiebung wegen einer Gewitterfront wurde es bei unserem elften und letzten Race noch einmal spannend. Ein Team hatte sich an der Luvtonne verheddert, so dass wir eine imaginäre Tonne runden mussten.
Neu war für uns, dass ein Chief-Umpire (Oberschiedsrichter) mit seinem Schlauchboot und weiteren Umpires auf zwei, im Finale drei Booten meist direkt hinter den Wettkämpfenden wacht und sofort auf dem Wasser Regelverstöße mit Penaltys ahndet.
Ein Highlight war für uns dann noch, dass wir beide bei der Finalrunde der sieben besten Teams im Schlauchboot des Chief-Umpire mitfahren durften. So waren wir mal aus einer ganz anderen Perspektive nah am Geschehen und stellten fest, dass die Schiedsrichter auf dem Wasser Englisch sprechen. Gewinner*innen wurden übrigens die Tempest-Weltmeister*innen aus Berlin.
Wir haben zu unserer Freude den 16. Platz erzielt und die J70 kennengelernt. Es fühlte sich gut, dass wir auch mit einem größeren und uns wenig bekannten Boot bei Flaute wie bei viel Wind klarkommen. Vor allem hat es sehr viel Spaß gemacht, gegen Teams aus so vielen unterschiedlichen Klassen zu segeln und dabei auf viele ehemalige Teeny-Segler*innen zu treffen! Danke an Paul, dass er uns von Anfang an bestärkt hat, an dieser besonderen Meisterschaft teilzunehmen. Es war ein tolles Wochenende! Lotte-Marie Kirchesch/Mina Tratar