Rundbornholm 2023

Den Wind können wir nicht ändern, wie Fans des Segelsports wissen. Aber nicht immer hilft es, die Segel anders zu setzten. Das musste die PSB-Crew der „Lissy 5“ Anfang Juli bei der Regatta Rund Bornholm erfahren. Des Wetters wegen war die Wettfahrt schon im Vorfeld offiziell zum “Rund Bornhölmchen” umgewidmet worden. Einige erreichten nicht einmal die angepeilte Insel Hiddensee; nur zwölf der 21 Yardstick-Boote hatten am Ende den regulären Kurs absolviert. Auch das Team vom Stößensee, Hans Rensland und Michael Wiesener, Paul Naber, Adrian Schöpka, Gero Marburger, Haiko Ackermann, Antonia Köther und Anja Schnake hatte auf der Warnemünder Woche viel Zeit für das Begleitprogramm.

Der Wind hatte den Veranstaltern schon in den ersten Tagen zu schaffen gemacht. Wettfahrten wurden verkürzt, verschoben oder abgesagt. Für die Offshore-Regatta mit Bornholm als Wendemarke wurde am Vorabend zunächst grünes Licht gegeben, der Start dann aber doch verschoben: Einen Tag später als ursprünglich geplant sollte es am Dienstag, den 4. Juli nicht bis zu der dänischen Insel zwischen Schweden und Polen gehen – auch nicht zum Cap Arkona (Rügen), wie die Rennleitung zwischenzeitlich angekündigt hatte –, sondern nur zur Tonne Gellen vor Hiddensee. Kaum 100 statt 280 Seemeilen lagen vor den Teilnehmern, wenn auch mit gutem Grund: In den dänischen Gewässern tobten Wind und Wellen, und ein neues Sturmtief im Ärmelkanal war schon unterwegs zur Ostsee. Vier der 21 in der Yardstick-Klasse gemeldeten Boote bleiben gleich im Hafen. Für die anderen würde es vor kräftigem Westwind etwa zwölf Stunden bis zur Wendemarke gehen, dann deutlich länger gegen abnehmenden Wind zurück nach Warnemünde. So der Plan.

Turbulenter Start
Die „Lissy“ war auf drei stürmische Tage und Nächte vorbereitet: der Kurs berechnet, Rettungsmanöver besprochen, die Rettungsinsel geprüft, das Bergesegel montiert, Cola und Brötchen bereitgelegt, heißes Wasser abgefüllt. Mit zwei Reffs im Groß kamen die Crew flott über die Startlinie und segelte zum Auftakt leicht angespannt, aber gut gelaunt durch das Gewitter, das das Feld gleich nach dem Start eingeholt hatte. Endlich auf dem Wasser! Minuten später wurde 50 Meter voraus auf der „Galizia“ der erste zerrissene Spinnaker geborgen – und ungerührt ein zweites, intaktes Segel hochgezogen.

Ein Zweitsegel gab es an Bord der „Lissy“ leider nicht. Nach einer guten Stunde unter blauem Himmel zog das nächste Regengebiet mit kräftigen Böen heran. Die 13-Tonnen schwere Hanse-Yacht schien trotz zweier Reffs im Großsegel zu schweben: „Zehn komma drei Knoten, zehn komma vier!“, jubelte Steuermann Paul, bevor das Boot zum ersten Mal aus dem Ruder lief. Dann noch einmal. Und dann ein drittes Mal. Inzwischen war die Sonne verschwunden, die Lage stürmisch und unkomfortabel. Bei dem Versuch, die Fock einzurollen, löste sich am flatternden Segel ein Bolzen im Schäkel und das lose Ende schlug ein Loch ins Segel – ein kleines dreieckiges Fenster, das der Wind früher oder später zu einem veritablen Riss ausreißen würde. Ohne Vorsegel kein Am-Wind-Kurs. So trat die Crew nach zwei turbulenten Stunden im Regattamodus die Rückreise nach Warnemünde an, und nach weiteren drei Stunden lag die Charteryacht wieder im Hafen. In guter Gesellschaft übrigens: Ein Stündchen später und bei strahlendem Sonnenschein war auch die „OSPA“ wieder in der Box, immerhin einer der beiden Favoriten des Rennens.

Landgang wegen Seegang
Der Frust war gewaltig, dauerte aber nicht länger als eine Husche. Nach dem segelfreien Sonntag und einem Montag, an dem die Crew unter Motor nach Rostock getuckert war, würde auch der Mittwoch dem Sturm zum Opfer fallen. Trost bot das Warnemünder Landleben: Spaziergänge übers Sommerfest oder an Strand und Mole, Fischbrötchen, Strandkino, ein Bierchen hier, ein Käffchen dort, das Restaurant „Hummerkorb“ und anschließend Softeis mit Schokoguss, das man sich mitunter mit den Möwen teilen musste. Selbst ein Besuch von Karls Erdbeerdorf wurde erwogen (und verworfen). Die jüngere Hälfte der Crew vergnügte sich bei TikTok und Instagram, Gero las ein Buch. Anja schaffte es mal wieder zum Friseur.

Zum Ende der Woche wurde das Wetter noch einmal versöhnlich. Mit geflicktem Vorsegel ging es am Donnerstag bei Wind, Sonne und sommerlichen Temperaturen nach Kühlungsborn, am Freitag wurde der Törn mit einer ausgiebigen Badepause beschlossen: keine üppige Ausbeute für eine ganze Warnemünder Woche, aber immerhin eine erholsame Zeit am Meer.

Anja Schnake

Fotos: Paul Naber,  Adrian Schöpka, Hans Rensland, Michael Wiesener