Mit dem Dreimastgaffelschoner Pippilotta in die dänische Südsee

4-pippilotta
Mit Wind, Wellen und Magengrummeln

Auch in diesem Jahr haben wieder knapp 20 Seglerinnen und Segler unserer Abteilung und aus benachbarten Stößenseevereinen den Dreimastgaffelschoner Pippilotta gechartert, um an einem verlängerten Oktoberwochenende von der Schlei aus die sogenannte dänische Südsee zu erkunden. Doch von Südsee, zumindest von dem mit Sonne und Wärme verbundenen Klichee, war zunächst nichts zu spüren. Am Tag des geplanten Aufbruchs war es nicht nur nasskalt, sondern herrschte Ostwind der Stärke sieben bis acht bei Wellen von bis zu zwei Metern Höhe. So blieben wir erst einmal im Hafen. Für uns gestresste Berliner ein unerwartet geruhsamer Tag mit Spaziergängen durch Kappeln oder entlang des windigen Ostseestrandes bei Olpenitz. Zwei Unverzagte gingen bei Wassertemperaturen von 8 Grad sogar noch baden.

Samstag Mittag, der Wind hatte inzwischen auf fünf Windstärken abgeflaut, ging es dann los. Doch kaum waren wir aus der Schlei draußen und wollten auf der Ostsee nacheinander die vielen Segel setzen, riss bei einer Bö das Schothorn aus dem Großsegel. Unter kundiger Anleitung von Kapitänin Liv klarierten wir das Chaos und refften dann das Segel.

Kapitän Hartwig hatte schon vor einem Jahr neue Segel bestellt und längst bezahlt. Doch seitdem hielt ihn die Segelmacherei hin. Inzwischen war das Großsegel wirklich alterschwach geworden. Damit nicht auch noch andere Segel zerrissen, setzten wir nur noch die recht neue Fock und ließen ansonsten die Maschine mitlaufen.

Die Wellen waren immer noch recht hoch. Die 43 Meter lange und 360 Tonnen schwere Pippilotta tanzte, schaukelte, rollte und stampfte auf dem Halbwindkurs hin und her wie ein Opti in den Motorbootwellen des Wannsees. So manch gestandener Seglerin oder routiniertem Segler aus der hervorragend funktionierenden Gemeinschaft mehrerer Generationen drehte sich der Magen um. Andere waren kurz davor oder verstanden es, sich mit Tätigkeiten abzulenken.

Am späten Nachmittag gingen dann endlich die Wellen in der Abdeckung der Insel Aero zurück und bald erreichten wir den Hafen Söby am westlichen Ende der Insel. Nach einem kurzen Spaziergang zum lokalen Köbmand des Dorfes gab es dann leckeres Essen aus der eigenen Kombüse.

Am nächsten Morgen ging es um sechs Uhr früh wieder los. Die Wellen hatten sich beruhigt und auch der Wind war weiter zurückgegangen, so dass wir es riskieren konnten, sämtliche „morschen“ Gaffel- und Vorsegel zu setzen. Die Maschine musste nicht mehr mitlaufen und es wurde eine entspannte, schöne und zugleich zügige Rückfahrt, bei der kein Magen streikte. Kurzzeitig kam sogar mal die Sonne durch.

Sven Hansen